Penthouse, Nr.6 – 1. Juni 1993
Carl-Barks-Ausstellung, 1993
DIE SCHARFE SCHWESTER VON DAGOBERT DUCK
So einer wie Barks bekommt im Laufe der Jahrzehnte viele Fans. Einer seiner glühendsten Verehrer ist der Top-Maler Gottfried Helnwein. Sein Ziel: Der Kultzeichner soll eine eigene Ausstellung haben. Helnwein trug mit Unterstützung von Sammlern aus aller Welt Skizzen, Originalseiten, -cover und zehn Ölgemälde zusammen. Damit ist Carl Barks der zweite Comiczeichner nach George Remi ("Tim und Struppi"), dem eine Einzelausstellung auf Museumsebene gewidmet wird.
Enten gibt es viele: Die aus Peking, den Citroën 2CV, welche aus Plastik in der Badewanne oder in der Zeitung. Aber die wirklichen Superenten hat Carl Barks erschaffen. Der Zeichner (heute 92) stampfte in den 40er und 50er Jahren das Städtchen Entenhausen aus dem Comicboden. Zu seinen Schöpfungen gehören unter anderem Daniel Düsentrieb, der geniale Erfinder, Glückspilz Gustav Gans, die Panzerknacker und Dagobert Duck, die reichste Ente der Welt.
So einer wie Barks bekommt im Laufe der Jahrzehnte viele Fans. Einer seiner glühendsten Verehrer ist der Top-Maler Gottfried Helnwein. Sein Ziel: Der Kultzeichner soll eine eigene Ausstellung haben. Helnwein trug mit Unterstützung von Sammlern aus aller Welt Skizzen, Originalseiten, -cover und zehn Ölgemälde zusammen. Damit ist Carl Barks der zweite Comiczeichner nach George Remi ("Tim und Struppi"), dem eine Einzelausstellung auf Museumsebene gewidmet wird.
Wäre nicht die ehrliche Begeisterung Helnweins die Triebfeder, könnte man ihm und seinen Mitorganisatoren ein gutes Näschen für lukrative Trends unterstellen. Comic-Originale sind nämlich der jüngste Hit auf dem gebeutelten Kunstmarkt. So erzielten New Yorks renommierte Auktionshäuser Sotheby's und Christie's bei Versteigerungen von Comics bereits Millionenumsätze. Und das 1973 entstandene Ölgemälde von Barks, "Who's out there?" ging für die Rekordsumme von 121 500 Dollar über den Tisch. Comics sind nicht nur was für kleine Jungs - George Lucas und Steven Spielberg haben ihre Leidenschaft bereits zugegeben. Roman Polanski outete sich in seinem jüngsten Werk "Bitter Moon": Da war das Wohnzimmer der Hauptperson mit den bunten Bildchen tapeziert.
Carl Barks selbst ist der immer größer werdende Rummel ziemlich wurscht. Er, der erst im Alter von 43 Jahren zum Comic-Zeichnen kam, mag noch nicht mal zur Ausstellung nach Deutschland kommen. "Ich habe die Vereinigten Staaten nie verlassen und dabei bleibt es", meint der Künstler, der heute mit seiner Frau Garé in Oregon lebt. Barks ist ein bescheidener Mensch, der nicht kapieren will, daß man mit Enten erstens so viel Geld verdienen kann und zweitens ihn, den Entenzeichner, zum Kunstguru macht. Seine Ideen schöpft er aus einem reichen Leben, das ihn als Farmer, Wagenbauer und Cartoonisten durch die USA trieb.
1935 begann Barks in Disneys Zeichentrickabteilung, ab 1943 verlegte er sich ganz aufs Comiczeichnen, die seitdem entstandenen Stories gelten als Maßstab für die Disneycomics. Wer sich seine Werke allerdings ohne Abschluß der "University of Entenhausen" ansieht, hat wenig davon. Erst das Lesen seiner Stories offenbart seinen großen Einfallsreichtum.
Die Kunstkritik hat Barks übrigens auch schon entdeckt: Seine Comics seien auf zwei Ebenen zu verstehen, auf der rein bildlichen - auch Kindern zugänglichen - und der textlichen Ebene, die sich in all ihren Nuancen erst dem Erwachsenen erschließe. Man ist also nie zu alt für Comic. Und Stöbern auf dem Dachboden kann Gold wert sein. Vielleicht findet sich ja ein altes Disney-Heft, für das Fan Gottfried Helnwein ein paar Tausender locker macht.
Die Ausstellung, soviel steht fest, soll noch in diesem Jahr in einer deutschen Großstadt zu sehen sein und dann bundesweit auf Wanderschaft gehen.
01.Jun.1993 Penthouse Carsten Laqua
Weitere Artikel über Gottfried Helnwein und Carl Barks:
1993
" Wer ist Carl Barks", Helnwein, NEFF Verlag
Gottfried Helnwein
"UND DIE ENTE IST EIN MENSCH GEWORDEN"
Nachts war mein Kinderzimmer in ein tiefes rotes Licht getaucht- meine Spielsachen, die Möbel, mein Bett, meine Hände: alles hatte die gleiche Farbe und schien aus demselben weichen Material zu sein. Als wären die Naturgesetze aufgehoben, schien alle Materie von innen heraus zu glühen. Die Ursache dieser roten Wundernächte war der riesige leuchtende Stern der Roten Armee auf dem Dach der Fabrik gegenüber, der nachts seine Glut in meine Kinderstube goss...
www.helnwein.de/texte/local_texts/artikel_99.html
1993
"Wer ist Carl Barks?"
Helnwein, NEFF Verlag
VORWORT BY ROY DISNEY
Wir sind Gottfried Helnwein zu grossem Dank verpflichtet, dass er die erste bedeutende Ausstellung von Carl Barks' Kunstwerken und den damit verbundenen Katalog ermöglicht hat. Gottfried Helnwein, selbst ein anerkannter Künstler, hat der Kunstwelt mit diesem Projekt einen grossen Dienst erwiesen, indem er über 300 Arbeiten des Künstlers für dieses wirklich bedeutsame Ereignis zusammengestellt hat...
www.helnwein.de/texte/local_texts/artikel_98.html
Helnwein spricht mit Carl Barks
11 Juli 1992, Oregon
www.helnweincomic.homestead.com/index6.html
"WER IST CARL BARKS?"
Retrospective, " Die Ente ist Mensch geworden - Das zeichnerische Werk von Carl Barks"
www.helnwein.de/kuenstler/bibliografie/artikel_449.html
The Art of Gottfried Helnwein and the Comic Culture
www.helnweincomic.homestead.com/
http://www.gottfried-helnwein-interview.com/