helnwein archiv

Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 293, Kultur – 18. Dezember 1991

"48 Portraits", 1991

48 BERÜHMTE FRAUEN

von Sibylle Schatz

Gottfried Helnwein antwortet Gerhard Richter in der Galerie Koppelmann
Die folgende Geschichte reicht bis in die siebziger Jahre zurück.
Damals malte der Künstler Gerhard Richter eine Serie von 48 Porträts als deutschen Beitrag zur Biennale in Venedig. Mit den gleichformatigen, realistisch gemalten Abbildern bedeutender (männlicher) Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts entstand ein streng formal ausgerichtetes Gesamtensemble, das nunmehr den Treppenaufgang des Kölner Ludwig-Museums flankiert.
1991, zwanzig Jahre später, präsentiert der nahe Köln lebende Künstler Gottfried Helnwein ein malerisches Gegenstück. Seine 48 gleichformatigen, realistisch gemalten Abbilder (in leuchtendem Rot statt in Richters stillem Grau) zeigen bedeutende weibliche Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts.

Damit setzte der österreichische Maler eine Kritik der - ebenfalls porträtierten - Journalistin Alice Schwarzer in die Tat um. Zu Richters "männerorientierter Sichtweise", die gewiß nicht aus böser Absicht heraus entstanden, aber gerade in ihrer Selbstverständlichkeit so unerhört sei, hatte sie sich einen künstlerischen Gegenentwurf gewünscht. Helnweins Porträtserie, die derzeit in der Galerie Koppelmann zu sehen ist, umfaßt Politologinnen, Frauenrechtlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Schauspielerinnen, Musikerinnen.

Die (durchaus subjektive) Auswahl reicht von Rosa Luxemburg und Emmeline Pankburst über Marie Curie und Mileva Einstein bis zu Simone de Beauvoir und Ingeborg Bachmann; von Camille Claudel und Käthe Kollwitz über Marlene Dietrich und Marilyn Monroe bis zu Maria Callas und Billie Holiday. Dabei werden mehrere Ebenen ablesbar. Historische Frauengestalten stehen neben zeitgenössischen Persönlichkeiten.

Die "klassische" Auffassung von Kultur erscheint neben dem modernen Kulturverständnis, das etwa in den Porträts der Rocksängerin Tina Turner oder der Walt-Disney-Übersetzerin Erika Fuchs zum Tragen kommt. In der Betrachtung der bekannten und der unbekannteren Gesichter drängen sich Biographien, Geschichten, Schicksale auf. Darin wird zugleich der weibliche Anteil an der kulturellen Entwicklung sichtbar gemacht.

Indem Helnwein dem - Bildgewordenen - Leistungsprinzip der Männer nun ein bildliches Leistungsprinzip der Frauen entgegenstellt, will der Künstler sich ausdrücklich gegen die jahrhundertealte Unterdrückung von Frauen durch Männer richten.

Sein Ansatz bleibt jedoch zwiespältig: Gerade diese Denkungsart birgt eine der Wurzeln für die fortwährende Ungleichbehandlung von Menschen gegenüber anderen Menschen. Denn sie schreibt weiterhin fest, daß ein Mensch vorrangig durch seine außergewöhnlichen Lebensleistungen etwas Besonderes, "Wertvolles" darstellt - und nicht als alltäglich im Leben stehendes Individuum. Ob Frau oder Mann.

18.Dec.1991 Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 293 Sibylle Schatz

"48 Porträts" Gottfried Helnwein
www.helnwein.com/werke/leinwand/tafel_7.html

Weitere Artikel über "48 Porträts":

30. May 1992
Die Rheinpfalz
Thomas Petri

"48 BERÜHMTE FRAUEN PORTRÄTIERT"
Pfalzgalerie zeigt in einer Ausstellung Werke von Gottfried Helnwein
...Helnweins letztes Projekt ist die im vergangenen Jahr entstandene Serie "48 Portraits" berühmter Frauen in Öl, Acryl und Ink-Jet auf Leinwand; jedes dieser Porträts mißt 70 auf 55 Zentimeter und zeigt berühmte Frauen, wie Hannah Arendt, Josephine Baker, Simone de Beauvoir, Maria Callas, Marlene Dietrich, Gertrude Stein oder Mileva Einstein, um nur ein paar zu nennen...
http://www.helnwein.com/presse/international_press/artikel_157.html

01. December 1991
EMMA
http://emma.de/

"48 PORTRÄTS"

Bis jetzt gab es sie nur einmal, die "48 Portäts von Persönlichkeiten, die die Moderne beeinflussten". Sie hängen in der Eingangshalle des renommierten Kölner Museum Ludwig, gemalt Anfang der 70er Jahre in fotorealistischer Manier von Gerhard Richter, 59. Die weniger nach inhaltlichen und mehr nach formalen Kriterien ausgewälten Porträts haben nicht nur einen Haken, aber den vor allem: sie zeigen ausschliesslich Männer. 20 Jahre später antwortete der Maler Gottfried Helnwein, 43, seinem Kollegen: Er malte die "48 Frauen-Persönlichkeiten". Die Wand im Museum, die den Männern gegenüberliegt, ist noch frei...
www.helnwein.com/presse/international_press/artikel_60.html

18. December 1991
Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 293
Kultur
Sibylle Schatz

48 BERÜHMTE FRAUEN
Gottfried Helnwein antwortet Gerhard Richter in der Galerie Koppelmann

Die folgende Geschichte reicht bis in die siebziger Jahre zurück.
Damals malte der Künstler Gerhard Richter eine Serie von 48 Porträts als deutschen Beitrag zur Biennale in Venedig. Mit den gleichformatigen, realistisch gemalten Abbildern bedeutender (männlicher) Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts entstand ein streng formal ausgerichtetes Gesamtensemble, das nunmehr den Treppenaufgang des Kölner Ludwig-Museums flankiert.
1991, zwanzig Jahre später, präsentiert der nahe Köln lebende Künstler Gottfried Helnwein ein malerisches Gegenstück. Seine 48 gleichformatigen, realistisch gemalten Abbilder (in leuchtendem Rot statt in Richters stillem Grau) zeigen bedeutende weibliche Persönlichkeiten des 19. und 20. Jahrhunderts...
www.helnwein.com/presse/international_press/artikel_152.html