Kölner Kulturberichte – 27. Oktober 1988
Installation "Selektion - Neunter November Nacht" in Berlin, 1988
POLITISCHER ANSPRUCH
Helnweins Bilder bei Koppelmann und am Museum
Parallel zur Ausstellung hat Helnwein im Fußgängerbereich zwischen Hauptbahnhof und Museum Ludwig eine 100 Meter lange Bilderstraße installiert. Das Projekt "Neunter November Nacht" nimmt die sogenannte Reichskristallnacht von 1938 zum Anlaß, an den Wahnsinn und die Grausamkeit der faschistischen Ideologie zu erinnern. Die Passanten werden mit überlebensgroßen Kindergesichtern konfrontiert, die in endloser Reihe wie zur Selektion aufgestellt sind. Kunst tritt hier, mit einem eindeutigen politischen Anspruch im öffentlichen Raum auf. (Galerie Koppelmann, Friesenplatz 23, Di - Fr 14.30 -19, Sa 11-14 Uhr, bis 30. 10., Vorplatz Museum Ludwig, bis 9.11).
Kunst, die thematische Bezüge zum Nationalsozialismus aufnimmt, bewegt sich stets auf einem sehr schmalen Grat. Effekthascherei und mahnende Auseinandersetzung liegen nah beieinander. Gottfried Helnwein macht (bei Koppelmann) die faschistische Rassentheorie zur Grundlage einer Photo-Serie über Kindergesichter.
Den Photographien von Kinderporträts stehen Graphiken rassistischer Stammbäume und Zitate zur Seite. Die weiß geschminkten Gesichter der Kinder drücken Erschrecken, Demut und Trauer aus. Gewalt wird darin ebenso spürbar wie ein Erwachsensein, das man gewöhnlich nicht mit dem Kinderbild in Verbindung bringt - gekennzeichnet einerseits durch die Brutalität des photographischen Prozesses, andererseits durch das offensichtliche Wissen der Kinder, was mit ihnen geschieht. Helnwein will damit an die Gewalt faschistischer Erziehung und ihres Menschenbildes erinnern. Zugleich soll es ein Beitrag zur Frage sein, was hinter einer solchen Haltung steht.
Parallel zur Ausstellung hat Helnwein im Fußgängerbereich zwischen Hauptbahnhof und Museum Ludwig eine 100 Meter lange Bilderstraße installiert. Das Projekt "Neunter November Nacht" nimmt die sogenannte Reichskristallnacht von 1938 zum Anlaß, an den Wahnsinn und die Grausamkeit der faschistischen Ideologie zu erinnern. Die Passanten werden mit überlebensgroßen Kindergesichtern konfrontiert, die in endloser Reihe wie zur Selektion aufgestellt sind. Kunst tritt hier, mit einem eindeutigen politischen Anspruch im öffentlichen Raum auf. (Galerie Koppelmann, Friesenplatz 23, Di - Fr 14.30 -19, Sa 11-14 Uhr, bis 30. 10., Vorplatz Museum Ludwig, bis 9.11).
INSTALLATION "SELEKTION - NEUNTER NOVEMBER NACHT" IN BERLIN
Kulturbrauerei
Berlin
INSTALLATION "SELEKTION - NEUNTER NOVEMBER NACHT" IN BERLIN
www.helnwein.com/news/update/artikel_601.html
27.Oct.1988 Kölner Kulturberichte