INSIDE magazin – 1. Mai 2006
Gottfried Helnweins "Face it" Ausstellung im Lentos Museum of Modern Art
Bilder die bewegen...
Provokateur, Schockkünstler! Die Attribute, die den österreichischen Künstler Gottfried Helnwein seit Jahren begleiten, sind so polarisierend wie seine Bilder. Der Schöpfer der zum Markenzeichen gewordenen bandagierten Köpfe hat seine Arbeit faszinierend weiter entwickelt. Helnweins Gemälde und digitale Fotografien -hyperrealistisch und überlebensgroß, beunruhigend in ihrer Präsenz, erzeugen eine magnetische Atmosphäre rätselhafter Ungewissheiten. Seine Bildthemen sind Erinnerung und Verdrängung, Kindheit, ungesunde Konstellation der Macht. Sie zeigen Helnwein als Künstler, der sich in erster Linie sozialen, gesellschaftspolitischen Anliegen verpflichtet fühlt.
Ein Künstler, dessen Bilder seit Jahrzehnten bewegen. Überlebensgroß und bedrückend in ihrer künstlerischen Dichte: Helnweins Bilder lassen keinen kalt.
"Kunst ist für mich die einzige Möglichkeit, sich gegen die Gesellschaft zu wehren, wobei sie für mich in erster Linie immer Waffe war", so der Maler anlässlich der Ausstellungseröffnung in Linz. "Meine Arbeit ist von den Erfahrungen meiner Kindheit und Jugend in Wien geprägt und zutiefst in der österreichischen Kulturtradition verwurzelt.
Das wird sich nie ändern, wo immer ich auch lebe. Und ich glaube, dass alle Arbeiten eines Künstlers im Grunde immer nur um ein einziges, zentrales Anliegen oder Motiv kreisen.
Jedes Werk ist so etwas wie ein neuer, mehr oder weniger erfolgreicher Versuch, dieses Grundthema zu fassen, zu formulieren, es sichtbar zu
machen!" Und auf die Frage, warum in seinen Werken meist Darstellungen von Kindern im Vordergrund stehen, die nie etwas zum Lachen haben: "Einfach, weil ich nicht den Eindruck habe, dass Kinder in der heutigen Zeit viel
zu lachen haben. In meinen früheren Aquarellen haben sie manchmal noch gegrinst, obwohl ihnen Teile des Gesichts fehlten. Aber das ist
lange vorbei!"
Die Ausstellung "face it" im Linzer Lentos, übrigens die erste Museumsausstellung von Helnweinbildern seit 1985 in Österreich, zeigt etwa vierzig Werke seit den frühen Siebzigern mit Schwerpunkt auf jüngeren Bildern, die in Österreich noch nicht zu sehen waren. Das menschliche Gesicht bestimmt als Leitmotiv die Auswahl.
Helnwein, geboren 1948 in Wien, lebt in Irland und Los Angeles. Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Juni zu besichtigen.
Abbildungen: Gottfried Helnwein mit Schauspieler Ben Kingsley, darunter sein Schloß in Irland, in dem er seit Jahren wohnt und malt.
INSIDE Magazin
Ausgabe 02, Mai 2006
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Redaktion: Edeltraud Wimberger, Max Hackl
Layout/Repro und Druck: Druckerei Haider