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"HELNWEIN", Leopold-Hoesch-Museum, Düren – 30. November 1986

One-man show, Leopold-Hoesch-Museum, Düren, 1987

HELNWEIN

von Dorothea Eimert

Gottfried Helnwein gehört zu den populärsten Malern der jüngeren Generation. Mit seinen superrealistischen Bildern hat er in den 1970er Jahren sehr schnell Weltgang erlangt.

Gottfried Helnwein gehört zu den populärsten Malern der jüngeren Generation. Mit seinen superrealistischen Bildern hat er in den 1970er Jahren sehr schnell Weltgang erlangt.

Die neusten Bilder stellen einen Helnwein vor, der sich oft von der Eindeutigkeit des Realismus abkehrt und einer feinnervig-abstrakten, monochrom-erzählerischen Formensprache zugewandt hat. Das Verlassen der Heimatstadt Wien im Mai 1985 und die Übersiedlung an den Rhein nach Burgbrohl wirkt im Rückblick wie ein notwendig gewordener Akt der Befreiung, wie eine Abnabelung aus dem geistigen und gesellschaftlichen Eingebundensein, wie eine Sprengung des selbst konstruierten Eigen-Klischees.

In den neuen Bildern erprobt Helnwein mit virtuoser Leichtigkeit und handwerklicher Meisterschaft eine variationsreiche Palette unterschiedlicher Stilrichtungen und verschiedener Techniken. Fotografie steht neben Malerei oder Aquarell, Bunt-Foto neben Schwarz-Weiß-Foto und neben Malerei, Realistisches gesellt sich zu Abstraktem, Farbenfreude korrespondiert mit Monochromie. Zitate aus Politik und Malereigeschichte werden eingeflochten und kommentiert. Die Diptycha und Triptycha leben vom Dualismus, von Dynamik und Spannung.

Die Befreiung aus den Fesseln der Vergangenheit, der Rückzug in die Stille und Besinnlichkeit hat bei Helnwein einen Arbeitsrausch hoher schöpferischer Güte ausgelöst. Sensibler und leise, aber um so intensiver und kraftvoller formuliert er sein Thema vom verletzten und verwundeten Menschen, von seinen Leiden, seine Sprachlosigkeit und von seiner Einsamkeit.

Immer wieder konterfeit Helnwein sich selbt als Verwundeten, mit Mullbinden Verbundenen, als Kopf mit eingeschnürten Sinnesorganen, als jemand, der nichts mehr in sich aufnehmen und nichst mehr von sich geben kann. Die jüngste, vielteilige Reihe mit Selbstportraitköpfen erscheint wie ein Befreiungsakt in die Welt der farbenfreudigen Abstraktion und differenziert schillernden Monochromie. Die Ohnmacht vor dem Destruktiven, Unangenehmen und Häßlichen, die Helnwein in seinen realistischen Bildern verdeutlicht, führt in den neuen Selbstportraits zur Auflösung in den abstrakten Farbrausch.

Auch in den Zeichnungen Helnweins zeigt sich der Neubeginn. Erstmals stellt er vielfarbige Farbstrichzeichnungen vor. Der Strich ist wie ehedem flockig, sicher und schnell. Gitterartig sich überlagernde Strichelungen beschreiben eine tiefe Räumlichkeit und leuchtende Plastizität. Ungeheure Wärme und Innigkeit entströmt diesen intimen Kinderszenen.

Mittelrhein-Museum und Haus Metternich, Koblenz 18.10.-23.11. 1986

Galerie Würthle, Wien 15.1-28.2. 1987

Leopold-Hoesch-Museum, Düren 29.3.-3.5. 1987