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Neue Kronen-Zeitung – 16. Februar 1988

"Lulu" von Frank Wedekind, Hamburg, 1988

DER KLEINE UND DIE RIESIN

von Erwin Melchart

In Hamburg hatte Samstag Peter Zadeks mit Spannung erwartete Inszenierung von Frank Wedekinds "Lulu" Premiere: Vom Publikum stürmisch umjubelt, von der Kritik zwiespältig aufgenommen, sorgte das Stück in der ganzen Bundesrepublik schon vor seiner Aufführung für einen Skandal. Die Ursache: ein Österreicher. Der bekannte Wiener "Schockmaler" Gottfried Helnwein (jetzt wohnt er in einem Schloß in der Eiffel) malte das Plakat für "Lulu":

In Hamburg hatte Samstag Peter Zadeks mit Spannung erwartete Inszenierung von Frank Wedekinds "Lulu" Premiere: Vom Publikum stürmisch umjubelt, von der Kritik zwiespältig aufgenommen, sorgte das Stück in der ganzen Bundesrepublik schon vor seiner Aufführung für einen Skandal. Die Ursache: ein Österreicher. Der bekannte Wiener "Schockmaler" Gottfried Helnwein (jetzt wohnt er in einem Schloß in der Eiffel) malte das Plakat für "Lulu":

Ein bemänteltes Männchen steht vor einem Riesenweib. Während Regisseur Peter Zadek seine Lulu (Susanne Lothar) auf der Schauspielhaus-Bühne "oben ohne" die Männer verführen läßt, hat Helnwein sein männermordendes Überweib "unten ohne" gepinselt.

Seit Helnwein penibel gemalte Peep-Show mit der Riesin an Hamburgs Plakatwänden klebt, gehen die Wogen an der Waterkant hoch: Sowohl militante Feministinnen rufen nach Zensur ("Sexismus!"), als auch Männer fühlen sich durch die Darstellung, als kleiner Däumling der Überfrau, in ihrer Männlichkeit verhönt. Während sich die beiden Parteien streiten, ob Helnweins Plakat frauen- oder männerfeindlich sei, versteht der Wiener die Welt nicht mehr: Er habe dabei "mit Protesten nie gerechnet" und finde das Motiv sowieso nur "bieder".

Gottfried Helnwein, Peter Zadek : "Lulu" von Frank Wedekind

Neue Kronen-Zeitung

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