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Ludwig Museum Schloss Oberhausen – April 28, 2010

Gottfried Helnweins 'Beautiful Children' im Ludwig Museum

Er gilt als Meister des Schockierenden. Der österreichische Maler Gottfried Helnwein bricht Tabus und konfrontiert den Betrachter mit seinen hyperrealistisch gemalten Visionen. Das zentrale Thema de 100 zumeist großformatigen Bilder Helnweins ist das Kind – nicht als unschuldiges und liebenswertes, sondern als verletztes, entblößtes, gedemütigtes und misshandeltes Wesen. Die Leidensfähigkeit des Menschen, das wohl erschütterndste Motiv in der Geschichte der Kunst, führen uns die Bilder Helnweins am Schicksal des Kindes schonungslos vor Augen. Das Schockierende seiner Darstellungsweise ist, dass er uns die lieb gewordenen Klischees von der glücklichen Kindheit zerstört und uns Betrachter zu Mitwissern, Augenzeugen und Mittätern des zum Himmel schreienden Unrechts macht.

Dabei kann sich der Betrachter der Faszination der Bilder Helnweins kaum entziehen, denn in ihnen verschmelzen die minutiöse Detailgenauigkeit der Fotografie mit dem inneren Leuchten altmeisterlicher Malerei zu einer geradezu magischen Oberflächenwirkung. Dieses innere Leuchten durchdringt die Figuren und Gegenstände seiner Bilder, scheint sie – wie wir es von Andachtsbildern kennen – zu erheben und zu transzendieren. Was wir jedoch dann auf den Bildern sehen, ist kein ergötzliches Heilsgeschehen, sondern sind apokalyptische Szenen.
Nur wenige Künstler haben das Spannungsfeld zwischen Malerei und Fotografie so tief erkundet wie Helnwein. Auf den ersten Blick lassen uns seine Bilder im Unklaren darüber, ob es sich um Malerei oder Fotografie handelt. Was wie fotografierte Wirklichkeit erscheint, erweist sich bei genauem Hinsehen als gemalt. Seine Bilder über das Kind, aber auch über die Katastrophen der Geschichte und unserer Zeit erscheinen uns deshalb – wie seine Portraits bedeutender Persönlichkeiten von Arno Breker bis Andy Warhol, Che Guevara und Marilyn Manson – irritierend vieldeutig: Schein und Sein, Maske und Gesicht, Bild und Wirklichkeit verschwimmen bis zur Unkenntlichkeit.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Wilhelm-Busch-Museum Hannover.

 

 

Gottfried Helnwein
Beautiful Children, one man show
19. 6. bis 3. 10. 2005