Stuttgarter Zeitung – 5. Mai 1990
Kresnik, "Marat/Sade", 1990
GIGANTEN-DISPUT IM IRRENHAUS
Premiere im Stuttgarter Schauspielhaus
Der als Fotorealist bekanntgewordene Wiener Künstler Gottfried Helnwein schuf das Bühnenbild zu Kresniks Inszenierung. "Meine Bildideen scheitern oft and der Zweidimensionalität, fürs Theater kann ich vom Make-up übers Bühnenbild bis zum Plakat alles entwerfen, das kommt meinen künstlerischen Vorstellungen am nächsten." Seine Ideen schufen den Akteuren anfangs grosse Probleme. Er entwarf als Bühne eine Schräge, im 60-Grad-Winkel, für die man die Schauspieler eigentlich hätte anseilen müssen, und flachte sie dann auf 26 Grad ab. " Aber die Schauspieler sind immer noch ziemlich ausser Atem."
Ein Theater im Theaterdrama, radikal, extrem und blutrünstig, hat heute abend im Kleinen Haus Premiere. Ort der Handlung: ein Irrenhaus. Titel des Stücks: Die Verfolgung und Ermordung Jean-Paul Marats, dergestellt durch die Schauspielgruppe des Hospizes zu Charenton unter Anleitung des Herrn de Sade. Inhalt des Dramas: Der Marquis de Sade, selbt Insasse der Anstalt, inszeniert mit den Geisteskranken das Leben und den Tod des Revolutionsführers.
Johann Kresnik, der in Bremen lebende Regisseur und Choreograph, hat den Text von Peter Weiss auf zwei Stunden verkürzt und aktualisiert: "Nach den Geschehnissen vom 9. November bot sich das Stück einfach an, schließlich handelt es von der Manipulierbarkeit des Volkes."
Der als Fotorealist bekanntgewordene Wiener Künstler Gottfried Helnwein schuf das Bühnenbild zu Kresniks Inszenierung. "Meine Bildideen scheitern oft an der Zweidimensionalität, fürs Theater kann ich von Plakat übers Bühnenbild bis zum Make-up alles selbst entwerfen, das kommt meinen künstlerischen Vorstellungen am nächsten." Seine Ideen schufen den Akteuren anfangs große Probleme. Er entwarf als Bühne eine Schräge, im 60-Grad-Winkel, für die man die Schauspieler eigentlich hätte anseilen müssen, und flachte sie dann auf 26 Grad ab. "Aber die Schauspieler sind immer noch ziemlich außer Atem."
Zehn Wochen intensive Probezeit liegen hinter dem Ensemble, die Hauptrollen spielen Claus Boysen (Marquies de Sade) und Peter Rühring (Jean-Paul Marat). Kresnik konzentriert seine Inszenierung auf den Disput der Giganten, die Auseinandersetzung zwischen dem für seine extremen Gelüste bekannten de Sade und dem im modernen Sinne sozialistischen Marat.
www.helnwein.de/werke/theater/tafel_5.html
Mehr über Kresnik und Helnwein:
http://gottfriedhelnwein.homestead.com/kresnik.html